Anfang Januar durften wir mit einer kleinen Gruppe das Gefängnis von Guayaramerín besuchen und dort ein paar Weihnachtslieder vortragen. Ein Pastor und seine Frau machen diese Arbeit regelmäßig und besuchen das Gefängnis jede Woche. Es leben über 200 Männer in dem recht kleinen Gefängnis. Die Männer teilen sich etwa 400m², wobei die Hälfte auf den Innenhof entfällt. Das macht pro Person etwas weniger als 1m²! überdachter Raum. Vier Frauen leben in einem gesonderten Bereich des Gefängnisses. Gewalt, Dreck und Krankheit bestimmen den Alltag der Gefangenen. Hier in Bolivien herrschen viel Korruption und Machtmissbrauch.
Nach einer kurzen Begrüßung sangen wir mit ein paar Männern Weihnachtslieder und der Pastor predigte über den wunderbaren Frieden, den Jesus auf diese Welt gebracht hat. Bei manchen Liedern haben erstaunlich viele Gefangene mitgesungen. Sie müssen die Lieder von früher gekannt haben.

Zum Schluss teilten wir den Gefangenen ein Mittagessen und Gute-Saat-Kalender aus. Normalerweise muss jeder für sein Essen selbst sorgen. Entweder man bekommt etwas von Familienangehörigen gebracht oder kauft es sich von anderen Gefangenen ab, die selbst auf dem Hof kochen.



Mit etwas Bangen beobachteten wir, dass das Essen immer weniger wurde und die Schlange noch recht lang war. Und tatsächlich. Es reichte nicht für alle. Es wurde hitzig und jeder wollte sich einen der letzten Teller ergattern. Ein Gefangener, der scheinbar das Sagen hat, musste mit Stock und Drohung für „Ordnung“ sorgen. Wir waren froh, als wir wieder auf der Straße stehen durften.

Irina war zwei Tage später bei den Frauen dabei. Da die Gruppe sehr klein ist, war der Austausch auch persönlicher. Es ist eine unbeschreibliche Not, der die Frauen körperlich, aber auch psychisch ausgesetzt sind. Das kann und möchte man sich gar nicht ausmalen.

Wir sind froh, dass der Zugang zum Gefängnis offen ist und das Evangelium auch dort weitergesagt werden darf. Gott kann Wunder tun und wahre Freiheit durch Jesus Christus schenken.